Januar 


Des Jahres erster Mond, der Januar,
entsteigt der kalten Neujahrsnacht,
ganz heimlich hat er Frost gebracht.

Ich atme tief in mich den klaren Hauch
weiter schneebedeckter Felder,
und der tiefverschneiten Wälder.

Es bricht sich funkelnd im Laternenlicht
des Eiskristalls bizarre Pracht,
des Winters weißes Angesicht.

Mein Atem schwebt in kalter Luft wie Rauch;
aus Fenstern fällt ein Dämmerschein.
 Ich steh und schau und fühl mich sehr allein. 

 

Februar



Im zweiten Mond des Jahres,
dem frostig kalten Februar,
ist fühlbar schon ganz leise
des Frühlings Ankunft absehbar.

Doch bleiben noch die Zweige
an jedem kahlen Baum
so unbegrünt und farbenlos;
erfroren scheint ein Traum.

Und bald erstirbt der müde Hauch
der Winternacht und weicht sodann
des lenzenhellen Lichtes Macht -
 der Frost schlägt seine letzte Schlacht. 

 

März 



Nun ist der März gekommen,
 des Jahres dritter Mond.

So schwarz ist noch die Erde,
verschlafen liegt das Feld.
Blass steigt die müde Sonne
nun hinter Wolkentürmen auf.

Der Wind aus Frost der Nacht
erwärmt sich mit dem Tageslicht.
Zu einer Meise auf der Bank
hat eine zweite sich dazugesellt.
Am Mittag weicht der Dunst ,
der Blick ist klar auf freie Sicht.

Hier und da noch müder Schnee,
gräbt Furchen in das Erdenreich,
sammelt sich als grauer See,
einer Mondenlandschaft gleich.
Doch des Märzens helles Licht
 leckt und frißt sich durch das Nass.


 

 

April


Wolken in bizarren Fetzen
ziehn aufs zagbegrünte Land,
leichte Regentropfen netzen
feldbewehrten Waldesrand.

Sonne scheint, die Vögel singen,
freuen sich an milder Luft,
aus den Gärten in der Vorstadt
dringt ein feiner Blumenduft.

Launisch ist der vierte Mond,
weiß und grün und bunt liebt
Flora, Fauna, alles Leben,
 das unter seinen Sternen wohnt.

Mai



Mai - schon der Name ist Musik,
die uns aus allen Blättern tropft,
süß und zart wie neugeboren,
ein Specht dazu im Takte klopft.

Ein milder Wind weht überm Feld,
der rote Milan göttlich kreist;
den Fliederduft hab ich bestellt,
auch Schwalben sind schon angereist.

Der fünfte ist der Liebesmond,
der unsre Zärtlichkeit belohnt;
bewacht als Sichel frischen Klee;
und lieblich grün ist die Allee.

Mai! Der Name ist so weich
wie deine Arme in der Nacht,
die uns erwartet folgenreich -
 nur der Mai hat diese Macht.

 

 

Juni



Ein irrer Duft nach frischem Heu
steigt in meine Nase,
ein gelb und weißer Rosenstrauß
blüht in einer Vase.

Libellen tanzen neben uns,
ein Schmetterling saugt Nektar,
die Abendsonne ist noch heiß,
umlodert jeden Hektar.

Die Schwalben fliegen heute tief,
es wird Gewitter geben;
in den grünen Heckenbüschen
duftet es nach Leben.

Der sechste Mond des Jahres
zwinkert mir des nächtens zu;
bei einem Glase roten Weins
sag ich zu dir danz zärtlich du.

 

Juli

 




Heiß brennt die Sonne auf die ausgedörrten Felder,
der Regen ließ zu lang schon auf sich warten.
Mein Fußtritt knistert auf dem Weg der Wälder,
und grauer Staub bedeckt das Grün in meinem Garten.

Da schieben sich Gewitterwolken vor die Sonne,
die Blitze zucken hell und dumpfer Donner grollt,
das Nass ergießt sich: Welche unsagbare Wonne!
Auf Feld und Wald und Garten - so hab ich es gewollt.

Die Welt rings um mich her erstrahlt in hundert Farben,
ein Regenbogen schließt den Sommer ein.
Der siebte Mond des Jahres lässt uns nicht mehr darben,
 Fortunas Füllhorn glänzt in goldnem Schein.

 

August



Wie lähmend ist die Hitze im August!
Durch Augenlider brennt der Strahl
des Sonnenballs in nie erstorbner Lust.
Die achte Mondzeit ist schon eine Qual.

Der Felder Ernte wird nun eingebracht,
sie ist in diesem Jahr besonders reich.
Die Sonnenblume hat die Rose ausgelacht,
fast ausgetrocknet ist der nahe Teich.

Der Himmel hängt nicht voller Geigen,
denn Früchte sollen in die Gläser rein.
So viele hängen in den schlaffen Zweigen,
sie wollen alle erst geborgen sein.

Schon fällt das erste Blatt zur Erde nieder,
der Sommer winkt ade mit einer Hand.
Der Herbst kommt bald und singt uns seine Lieder.
 So geht das Jahr wie immer in das Land.

 

 

September

 


Septemberblues in Rot und Gold
gemischt mit grünen Noten,
das Geigenlied des Sommers weicht
dem Herbst mit Schellenboten.

Ins Horn geblasen Windesmacht,
der Apfel fällt ins Gras vom Baum,
ein Beerenzweig, der leise schwankt
zum Sommerabschiedsflötentraum.

Ade, ihr blauen Nächte!
Adieu, mein Musikant!
Mir bleibt von diesem Sommer
ein Ringlein nur als Pfand.

So geht dahin in Dur und Moll
der weise neunte Jahresmond.
Die Nächte flüstern ruhevoll.
 Ich fühle mich so reich belohnt.

 

 

Oktober



Der zehnte Mond des Jahres:
Oktober nennt man ihn.
Das klingt nach Abschiedstagen,
herbstbuntes Arkadien.

Es raschelt bei jedem Schritte,
ist schönste Musik für mein Ohr;
ein Eichhörnchen hüpft im Baume,
mir kommts wie im Zauberland vor.

Ich mag diese sinkende Sonne,
die irgendwann wieder erwacht!
Und leise kommt nun der Abend,
 er mündet in zärtlicher Nacht.

November
 


Der elfte Mond des Jahres,
das bald Geschichte schreibt;
November: klingt wie Honig
im Tee, der dampft und bleibt

schön warm durch Kerzenlicht.
Im kahlen Baum vor meinem Haus
hängen schwer die Nebeltropfen.
Es sieht so melancholisch aus.

November: klingt wie dicke Socken,
die mir wie du die Füße wärmen.
Warme Betten, die uns locken:
 so lässt sichs vom November schwärmen.   

 

 

Dezember 
 



Der zwölfte Mond des Jahres, Dezember nennt man ihn,
legt seine weiße Schneehand auf unsre Erde hin.

Und überm Land ist Ruhe, vorbei die Melodien
der Herbstesabendlieder, der schönen Rhapsodien.

Von ferne steht im Zwielicht der Turm, in Ehr' ergraut,
er hat von seiner Höhe das Jahr schon überschaut.

Denn bald schon wird am Baume geschmückt das satte Grün,
die dunklen Tage wecken die Weihnachtsfantasien.

Leis klingt die Mandoline, bis mir ein Traum erschien,
er zeigte mir den Garten, wo Helleborus blühn.

 

 

 

 

 

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